Untersuchungsmethoden

Die Untersuchung beim Augenarzt beginnt meist mit einer Befragung. Sie ermöglichen einen besseren Überblick und den Austausch von Informationen. Gut wäre es, wenn Sie den Überweisungsschein, den Diabetes-Pass und sämtliche Krankenunterlagen inkl. der Medikamentenliste mitbringen. Ggf. hat Ihr Hausarzt oder Diabetologe Risikofaktoren vermerkt und einen Erfassungsbogen mitgegeben.


Im Rahmen der augenärztlichen Untersuchung wird die Sehkraft getestet. Der Augenarzt untersucht das Auge von außen auf Rötungen und Entzündungen der Bindehaut oder der Lider. Um diabetestypische Veränderung frühzeitig feststellen zu können, stehen dem Augenarzt verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung, wie beispielsweise die Spaltlampenuntersuchung. So kann er Gefäßveränderungen, Flüssigkeitsansammlungen der Netzhaut oder Verschlüsse der kleinen Blutgefäße diagnostizieren, nachdem er die Pupille erweitert hat. Die Untersuchungen sind schmerzfrei und in der Regel schnell durchgeführt – nehmen Sie daher die meistens jährlich stattfindende Routineuntersuchung unbedingt wahr. Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie für wenige Stunden nach der Untersuchung schlechter sehen und nicht mit dem Auto fahren dürfen.

Wann wird welche Untersuchung angewendet?

Je nach dem ob Sie das erste mal beim Augenarzt sind, eine Routine-Untersuchung wahrnehmen oder sich bereits in einer Behandlung der diabetischen Retinopathie befinden, kommen unterschiedliche Untersuchungsmethoden zum Einsatz.

 

  1.  Gespräch zur Ermittlung der Krankengeschichte (Anamnese)
  2.  Ermittlung der Sehschärfe (Visustest)
  3.  Spaltlampenuntersuchung der vorderen Augenabschnitte
  4.  Untersuchung des Augenhintergrundes (Augenspiegelung, Funduskopie)

 

Bei der Untersuchung der Netzhaut wird zunächst überprüft ob keine Retinopathie, eine nicht-proliferative Retinopathie oder eine proliferative diabetische Retinopathie vorliegt. Sollte eine nichtproliferative Retinopathie vorliegen, wird, je nach Ausprägung der Untersuchungsergebnisse, in eine milde, eine mäßige und eine schwere Form unterschieden.
Auch der Augeninnendruck kann gemessen werden, denn Gefäßneubildungen können diesen erhöhen. Der Zustand des Sehnervs wird zudem mithilfe der Spaltlampe beurteilt.
Sollte der Verdacht auf eine makuläre oder periphere Ischämie (Verminderung oder Unterbrechung der Durchblutung eines Organs) bestehen, kann diese Vermutung mit einer Farbstoffuntersuchung (Fluoreszeinangiographie) bestätigt oder widerlegt werden. Zudem lässt sich mit diesem Verfahren zwischen einer diabetischen Retinopathie und einer altersbedingten Makuladegeneration unterscheiden.
Besteht der Verdacht, dass die Makula, die schärfste Stelle des Sehens, bereits betroffen ist, kann eine optische Kohärenztomografie (OCT) zum Einsatz kommen. Hier sieht der Arzt den Querschnitt des Auges und kann Flüssigkeitsansammlungen in der Makula identifizieren.

Untersuchungsmethoden im Detail

Bei einer diabetischen Retinopathie können unterschiedliche Untersuchungen notwendig sein, um die Erkrankung und dessen Ausmaß, also das Stadium der Schädigung der Netzhaut, zu diagnostizieren. Hierfür stehen dem Augenarzt folgende Möglichkeiten zu Verfügung:

 

Mit dem Sehtest wird das Auflösungsvermögen Ihres Auges ermittelt, also die Fähigkeit, zwei Punkte getrennt voneinander wahrzunehmen. Insgesamt wird Ihre Sehschärfe an jedem Auge einzeln geprüft. Dabei müssen Sie Ringe (Landoltringe), Zahlen oder Buchstaben (EDTRS-Buchstabentafel) erkennen, die immer kleiner werden. Falls erforderlich wird Ihren Augen eine besondere Korrektur in einer speziellen Apparatur vorgesetzt. So kann ermittelt werden, ob Sie eine Brille benötigen und in welcher Stärke diese sein soll (Refraktionsbestimmung).2

 

Sehschärfe (Visus): Gibt an, wie gut die Augen Konturen und Details wahrnehmen können. Obwohl Prozentwerte verwendet werden, stellen diese nur einen Vergleich zu einem durchschnittlichen Sehen dar und bilden nicht alle Sehqualitäten ab. 100 Prozent Sehschärfe bedeutet daher nicht, dass dies der bestmögliche Wert ist. Junge Menschen erreichen nicht selten Werte von 160 - 200 Prozent.


ETDRS-Buchstabentafel: Genormter Test, der ursprünglich während einer Studie zur Therapie von Augenschäden aufgrund von Diabetes (ETDRS: Early Treatment Diabetic Retinopathy Study) entwickelt wurde.


Landoltringe: Ringe besitzen einen kleinen Spalt und der Patient muss die Ausrichtung der Öffnung erkennen. Die Ringe werden im Verlauf des Tests immer kleiner.

Das Auge – der Spiegel des Körpers

Eine Augenuntersuchung gibt nicht nur Auskunft über die Gesundheit Ihrer Augen, sondern auch über den Zustand der Gefäße Ihres Körpers insgesamt. Je nach Zustand kann der Arzt ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko ablesen.2 Denn die alters-, diabetes- oder Bluthochdruck bedingten Veränderungen betreffen oft nicht nur die Gefäße des Auges, sondern auch die der anderen Körperregionen, sodass aus dem Zustand der Augengefäße auf den Zustand der weiteren Gefäße geschlossen werden kann.

 

Grundsätzlich gilt: Vorbeugen ist die beste Medizin. Am besten in Kombination mit regelmäßigen ärztlichen Kontrollen. Auch das Einschreiben in ein Disease-Management-Programm (DMP) kann helfen.

 

Quellen


1 Nationale Versorgungsleitlinien: Prävention und Therapie von Netzhautkomplikationen bei Diabetes, 2. Auflage, 2015. Version 2: https://www.leitlinien.de/nvl/html/netzhautkomplikationen/kapitel-3
2 Bellebaum C, Thoma P, Daum I: Visuelle Wahrnehmung: Was, Wo und Wie, Neuropsychologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2012
3 Spaltlampenuntersuchung, Augenzentrum München, https://www.augenzentrum.net/augenuntersuchung/spaltlampenuntersuchung/ (zuletzt zugegriffen am 02.12.2019)
4 Welche Augenuntersuchungen gibt es? Gesundheitsinformation.de, September 2019, https://www.gesundheitsinformation.de/welche-augenuntersuchungen-gibt-es.2966.de.html (zuletzt zugegriffen am 28.01.2020).
5 Stellungnahme der DOG zur Glaukomfrüherkennung, August 2015, https://www.dog.org/wp-content/uploads/2015/11/SN-Glaukom-August-2015.pdf (zuletzt zugegriffen am 02.12.2019)
6 Eter N.: Das Fenster zur Gesundheit. Welche Krankheiten kann der Augenarzt am Auge erkennen?
http://www.aad.to/vollseite.php?jahreswahl=2012&presse_id=156 (zuletzt abgerufen am 1.12.2016)

 

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